2023
DAM ARCHITECTURAL BOOK AWARD 2023 FÜR DIE ZEHN BESTEN ARCHITEKTURBÜCHER VERLIEHEN

Jurybegründung:
Die Monografie über das Gesamtwerk des Architekten Armando Ruinelli überzeugt durch Einfachheit und Prägnanz. Der schlichte und haptisch wohltuende Leineneinband, enthält den Titel in heller serifenloser Typografie, der am oberen linken Rand des Einbands seinen Platz findet. Bei dem Buch handelt es sich um eine mehrsprachige Ausgabe, daher ist auch der Titel auf Deutsch und Italienisch. Die Publikation ist zwar vergleichsweise groß, jedoch liegt sie aufgrund ihres geringen Gewichts und ihres breiten Rückens angenehm in der Hand. Das Layout des gesamten Buches folgt einer sehr klaren Struktur. Die inhaltliche Gliederung wird durch die sorgfältige Anordnung von Schrift und Grafiken deutlich und bis ins kleinste Detail durchdacht dargestellt. Der Inhalt und die gestalterische Form des Buches sind äußerst harmonisch und lassen sich sinnlich erleben. Dieses Buch verdeutlicht die Bandbreite der architektonischen Entwicklung Ruinellis. Angefangen bei den ersten Gebäuden im Heimatdorf aus den 80er Jahren über Renovierungen und Neubauten, die lokale Traditionen bewahren und gleichzeitig zeitgemäßen Wohnvorstellungen entsprechen, bis hin zu den jüngsten Projekten, bei denen seine architektonische Ausdrucksweise eine gewisse Eigenständigkeit erreicht, wie im fast abstrakten Atelier für die Künstlerin Miriam Cahn. Der Fokus im Buch liegt allerdings auf seinen Werken nach der Jahrhundertwende. Zusätzlich zu den Fotografien der Fotografen Ralph Feiner und Raymond Meier und den Plänen und Grafiken bieten die Texte renommierter Autorinnen und Autoren wie unter anderem Ludmila Seifert und Florian Aicher, sowie ein Bildessay von Katalin Deér einen Einblick in die Gebäude und die Philosophie des Architekten. Sie vermitteln die speziellen Merkmale seiner Lebenswelt und der Stimmung in den Alpen. Längst ist Armando Ruinelli über Graubünden hinaus eine anerkannte internationale Autorität in Bezug auf die Weiterentwicklung bestehender Bauten, insbesondere in bergigen Regionen. Seit dem Jahr 2000 ist Fernando Giovanoli sein Büropartner, mit ihm und einem kleinen Team entwickelt er in seine Projekte. Der Autodidakt Ruinelli und seine intensive Beschäftigung mit dem Ort, seinen Typologien und sogar der traditionellen und lokalen Baukonstruktion ist die Grundlage für seinen einzigartigen Umgang mit dem Bestand, der Umgebung und den Lösungsansätzen seiner Architektur die sich immer mit hoher Qualität und großer Präzision auszeichnet. Armando Ruinelli stellt zweifellos eine Bereicherung für seine Gemeinde und die umliegende Region dar und dient als vorbildliches Beispiel dafür, wie sich ein Dorf trotz veränderten Anforderungen und Nutzungen gestalterisch harmonisch entwickeln kann. Es wird ersichtlich welchen positiven Einfluss ein Architekt wie er ausüben kann, bevor in einem Dorf wahllos gebaut wird. Es macht große Freude, sich mit dem Buch, den Gedanken und den Werken Ruinellis auseinanderzusetzen.

Text: Danny Lettkemann

2020
52 beste Bauten, Baukultur Graübunden
Schreinerei in Spino
mention honorable

Armando Ruinelli (*1954) gehört zu den profiliertesten Vertretern einer aus dem Bestand heraus entwickelten Architektur. Massgeblich geprägt wurde seine Architekturauffassung von Michael Alder (1940–2000), der 1981 im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der Ingenieurschule beider Basel eine akribische Analyse der Siedlungen und Bauten von Soglio erstellte. Ruinelli hat diese architektonische Erforschung seines Heimatdorfes mit begleitet. Alder wurde zum «Lehrmeister» des gelernten Hochbauzeichners, der sich autodidaktisch zum Architekten weiterbildete. Wie jenem sollte auch Ruinelli das anonyme, ländliche Bauen zur zentralen Inspirations- und Reflexionsquelle werden. Seine Arbeit konzentriert sich zur Hauptsache auf das Bergell, sein Hauptanliegen ist die Kontinuität: das Weiterbauen der alten Bauerndörfer mit neuer Architektur, die nicht als Zäsur wahrgenommen werden will und doch gegenwärtig wirken soll. Die Respektierung der Massstäblichkeit und Körnung eines Ortes charakterisiert sein Werk, ebenso die Tradierung der eindeutigen, unprätentiösen Formen und der reduzierten Materialisierung, die der ruralen Bauweise eigen sind.

Dass sich auch mit ungewohnten Bauaufgaben Kontinuität schaffen lässt, hat Ruinelli beim Bau der Schreinerei Sciuchetti bewiesen, einer grossvolumigen Gewerbehalle am Rande eines kleinen Weilers im Talgrund des unteren Bergells. Dank der städtebaulich präzisen Setzung, die sich an der Silhouette der historischen Häuser orientiert, reiht sich der stattliche Bau harmonisch ins bestehende Dorfgefüge ein. Die bei den alten Zweckbauten der Gegend übliche Mischbauweise ist hier zeitgemäss variiert: Über einem betonierten Sockel erhebt sich eine Holzständerkonstruktion, kompakt umhüllt mit einer streifenartigen Schalung aus sich überlappenden senkrechten Fichtenholzbrettern. So wird das schlichte Gebäude subtil akzentuiert. Die prägnante Staffelung des langen Pultdachs stellt den Bezug her zu den terrassenförmig angelegten Gärten im gegenüberliegenden Hang – und führt sanft über zum abschüssigen Ufer des nahen Flusses.

Text: Ludmila Seifert, Chur

2007
best architects 08
Haus und Atelier Meier
or
2005
Häuser AWARD
Haus und Atelier Meier
1ère place